Influential Leadership bedeutet, dass jemand zielgerichtet Einfluss auf andere ausübt, dafür aber weder Macht noch die eigene hierarchische Position einsetzt.
Das kann im unternehmerischen Umfeld stattfinden, in dem eine Führungskraft vielleicht auf diese Möglichkeit setzt, um damit Dinge zu bewegen. Selbst dann, wenn sie auch die Möglichkeit hätte, mittels formeller Autorität Aufträge zu erteilen.
Es könnte aber auch eine Person des öffentlichen Lebens sein, die eventuell gar nicht die Macht hätte, eine bestimmte Sache zu verändern, es aber trotzdem sehr erfolgreich tut, weil sie eben diese Methode nutzt. Ein gutes Beispiel ist für mich ein Pop-Star oder berühmter Schauspieler, der aufgrund seines Verhaltens andere Menschen mitreißt. Es kann auch ein Politiker sein, der Menschen bewegt, oder ein Arzt, der die Menschen auf eine gesündere Lebensweise einschwingt, oder ein Zukunftsforscher, der seine Sichtweise auf andere überträgt und damit zu Veränderungen in ihrem Handeln ermutigt.
Ich möchte aus meiner Vergangenheit ein konkretes Beispiel erzählen, in dem ich jemanden getroffen habe, der unerwartet großen Einfluss auf mein Denken hatte.
Vor einigen Jahren wurde ich als Projektmanager in einem großen Projekt eingesetzt. Mein Vorgesetzter und auch Projektauftraggeber war eine Person, die ich hier einfach „Jason“ nennen möchte.
Das Projekt bestand aus mehreren Subprojekten, welche an verschiedenen Standorten verteilt umgesetzt wurde. Es gab ein komplexes Umfeld an Personen mit verschiedensten Interessen, beginnend beim Kunden, der schon aus mehreren Unternehmen bestand. Dazu kam dann noch eine unklare und damit schwierige Verantwortungsverteilung im eigenen Unternehmen, da das Projekt durch seine Größe viele Chancen und Risiken in sich verborgen hatte. Diese Situation machte es mir sehr schwer, oft sogar unmöglich, die Dinge wirkungsvoll auszurichten.
Nach einiger Zeit hatten wir im Projektteam ein Teamevent, bei dem alle Projektmitarbeiter und die Projektauftraggeber, sowie auch Jason anwesend waren.
Einige Personen aus dem Projekt waren zu der Zeit bereits frustriert und sahen nur noch wenig Chancen, die Situation wirklich zu verändern. Zu diesem Zeitpunkt waren wir jedoch immer noch ein funktionierendes Team mit einem guten Miteinander, aber ein wirklich motiviertes Projektteam sieht eben anders aus.
Bei diesem Teamevent, zu etwas späterer Stunde, setzte sich Jason zu uns an den Tisch, an dem auch die meisten führenden Rollen im Projekt zusammensaßen. Nach einiger Zeit wechselte Jason Schritt für Schritt das Thema hin zu einem Gespräch über die Vision des Projektes, beziehungsweise über eine mögliche Situation danach. Er erzeugte in unseren Köpfen ein virtuelles Bild von einer Zukunft, nach dem erfolgreichen Abschluss dieses Projektes. Er hat uns alle aktiv eingebunden, sodass jeder von uns sich selbst in dem Bild erkennen und sehen konnte, welche Veränderung sich für jeden einzelnen im Vergleich zu heute ergeben würde.
Er hat uns jedoch in diesem Gespräch zu keiner Zeit gesagt, wie es auszusehen hätte, sondern er initiierte Gedanken und regte uns an, diese Gedanken weiterzuspinnen, und verließ nach einiger Zeit wieder den Tisch.
Das Feuer war in uns gezündet. Wir waren noch einige Zeit damit beschäftigt, diese Ideen weiterzuspinnen, was uns deutlich Spaß machte und anspornte.
Im Nachhinein betrachtet fand ich es faszinierend, dass mich dieses Gespräch so mitriss, denn ich als Projektmanager war es ja, der mit all diesen organisatorischen Problemen zu kämpfen hatte. Bis dahin war meine Zeit zu knapp, um über diese Themen nachzudenken, bzw. bin ich gar nicht auf die Idee gekommen. Aber das Gespräch motivierte mich sehr und es hat mich über einen längeren Zeitraum hinweg angetrieben.
Was ist da im Detail passiert? Warum war ich so motiviert? Was hat mich persönlich dabei so stark betroffen?
Diese Fragen sind heute für mich gar nicht so schwer zu beantworten. Im Grund genommen ist Jason eine Person, die einen starken Charakter hat. Jemand, den man nicht immer liebt, aber doch für seine Taten bewundern konnte. Jason hatte es geschafft, mir einen Grund zu geben, an dem Thema zu arbeiten. Es ging nicht nur darum, den Sinn für das Unternehmen oder den Kunden zu erkennen.
Er hat mir geholfen einen Sinn zu finden, der für MICH persönlich sinnvoll war, und er hat uns den Weg beschrieben, wie wir (und ich) diesen persönlichen Sinn erfüllen könnten.
Genau das war es, was mich persönlich motiviert hatte. Nicht der Umsatz oder die Anzahl an Kunden, die wir gewinnen würden. Nicht die Chance, bejubelt zu werden oder die mögliche Gehaltserhöhung, die mit einer Beförderung einhergehen könnte. Nein, es ging um meinen persönlichen Sinn, den ich mir mit dieser Chance erfüllen könnte.